ADHS-Blog: Kinder als Spiegel unserer Gesellschaft
Einerseits entsteht für mich der Eindruck, dass es immer mehr Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten gibt. Eltern berichten von zwei Phänomenen. Handelt es sich um sehr aktive und temperamentvolle Kinder, wird schnell ein ADHS vermutet. Sind die Kinder eher zurückhaltend und sehr ruhig, dann muss es sich wohl um Autismus handeln. Ich erlebe, dass Kinder schon frühzeitig stigmatisiert und ausgegrenzt werden, teilweise schon im Kindergartenalter … und das von NICHTFACHLEUTEN.
Mal abgesehen davon, dass man ein ADHS frühestens mit Schuleintritt gesichert diagnostizieren kann. Und das auch nur von sehr erfahrenen Fachleuten. Der Griff zur Tablette, die das Kind ruhig stellen soll, so meine Wahrnehmung, passiert vorschnell. Eltern, die immer häufiger unter Druck geraten: Tablette oder Suspension von der Schule!
In Anbetracht der zunehmenden Hilflosigkeit im Umgang mit Kindern, die nicht ins Schema passen, beschäftigen mich folgende Fragen:
- Geben wir unseren Kindern damit die richtigen Signale?
- Geben wir Ihnen genug Raum, um ihre kindliche Welt mit Neugier zu entdecken?
- Erlauben wir ihnen unbeschwert Kind zu sein?
Oder liegt es an unseren hohen Erwartungen? Erwartungen, in denen Kinder täglich funktionieren müssen, angepasst, im Gleichschritt, wie ein Uhrwerk. Ja, es soll einfach sein: Sie sollen nicht so viele Fragen stellen, möglichst nichts in Frage stellen, sondern einfach tun und das möglichst noch erfolgreich.
Andererseits leben wir in einer reichen Gesellschaft. Es gibt alles im Überfluss, ständig konkurrierend um Erfolg, Geld, Besitz und Sicherheit. Doch ist das der Sinn des Lebens? Sind es nicht viel mehr die kooperierende Beziehungen, die unser Leben bereichern? Sind nicht unsere Kinder das höchste Gut und gleichzeitig die Zukunft unserer Gesellschaft?
Ich denke, dass diese Kinder uns im Besonderen darauf hinweisen wollen, unsere Lebenseinstellungen zu hinterfragen, unsere gesellschaftlichen Werte zu überprüfen.
Ich möchte Euch einladen darüber nachzudenken, ob das, was wir für richtig und wichtig halten auch immer das Beste für unsere Kinder ist.
Auf Eure Rückmeldungen bin ich gespannt!
von Beate Grönboldt/ ADHS/ 30.06.2019