ADHS-Blog: Beziehungen (Teil 3 von 3)

ADHS-Blog: Beziehungen (Teil 3 von 3)

Mai 5, 2019 0 Von Beate Grönboldt

Ungünstiges elterliches Erziehungsverhalten kann gegebenenfalls die ADHS Symptome verstärken. Eine positive Sozialbeziehung und vor allem mütterliches Einfühlungsvermögen scheinen präventiv gegen ADHS zu wirken (S3 Leitlinie ADHS, 2017, S. 15).

Warum Konflikte unausweichlich und gleichzeitig für eine gesunde Entwicklung wichtig sind?

In jeder zwischenmenschlichen Beziehung, so auch zwischen Kindern und Eltern, kommt es zwangsläufig dazu, dass Wünsche und Bedürfnisse gegensätzlich aufeinandertreffen. Es entsteht ein Konflikt. Für eine gesunde Entwicklung ist es wichtig, Konflikte aushalten zu lernen und an ihnen zu wachsen. Wir Erwachsene haben diese Fähigkeit oft verlernt (Juul, 2018, S. 61 f.).
Stattdessen versuchen wir das Problem unseren Kindern zu zuschreiben: „Wie oft soll ich dir noch sagen…“, „Was fällt dir ein …“, „Deinetwegen habe ich …“ Dadurch entsteht die Gefahr, die Schuld auf unsere Kinder zu übertragen (Maaz, 2012, S. 143).

Kinder reagieren unterschiedlich auf dieses Erziehungsverhalten. Die einen neigen zur Selbstunsicherheit. Sie fühlen sich gehemmt und unzulänglich und meiden Konflikte aus Angst vor Kritik und Zurückweisung. Die anderen wirken oft selbstsicher und arrogant. Sie haben wenig Feingefühl und neigen dazu, ihren Willen ohne Rücksichtnahme auf andere durchzusetzen. Das ist ihre Art den mangelnden Selbstwert und die Empfindlichkeit gegenüber Kritik zu überspielen.

In beiden Fällen haben wir unseren Kindern nicht vermittelt, dass gesunde Konflikte eines Dialogs und der Verhandlung bedürfen (Juul, 2018, S. 67). Dazu müssen wir Erwachsene jedoch bereit sein, die Verantwortung für unsere Probleme zu übernehmen und sie selbst lösen (Maaz, 2012, S. 143).

Wie kann es gelingen Wünsche und Bedürfnisse in einem Dialog zu verhandeln?

Unser Persönlichkeitsbild, das Vertrauen in unsere Fähigkeiten und die Art und Weise wie wir mit anderen umgehen erlernen wir in erster Linie von unseren Eltern, aber auch von anderen wichtigen Bezugspersonen. Das heißt: Wir Erwachsene sind verantwortlich für die Qualität der Beziehungen zu unseren Kindern (Juul, 2018, S. 16 f.). Auf Grund der unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen gibt es keine erlernbare Methode für ein gleichwertiges Miteinander (ebd., S.67). Jeder hat andere Wünsche und Bedürfnisse und die gilt es zu verstehen. Deshalb sollten wir unsere Kinder dazu ermutigen, ihren Wünschen Ausdruck zu verleihen, indem wir Erwachsene die Dinge hinterfragen: „Ich verstehe nicht, …erklär es mir“, „Ich weiß nicht, …hilf mir“, Ich möchte wissen, warum dir das wichtig ist …“ (ebd., S. 70).

Diese Fragen dienen der Aufklärung, dem gegenseitigen Verständnis. Sie sind immer als Lernprozess zu verstehen und bedürfen vor allem Zeit, die wir häufig nicht investieren. Gleichzeitig sind sie die Basis für die Verhandlung anstehender Entscheidungen.

Gelingt uns ein gleichberechtigter Dialog lernen die Kinder: In dem Maße, wie meine Bedürfnisse geachtet und respektiert werden, werde ich auch die Bedürfnisse meiner Eltern achten und respektieren. Und in dem Maße wie ich ernst genommen werde, werde ich auch meine Eltern ernst nehmen (ebd., S. 71).

Wir Erwachsene müssen es wagen nicht perfekt, sondern echt zu sein, uns in unseren Begrenzungen anzunehmen. Nur dann können Kindern lernen sich und ihren Fähigkeiten zu vertrauen und fair mit anderen zu kooperieren.

 

von Beate Grönboldt/ ADHS/ 05.05.2019

 

Literaturquellen:
S3 Richtlinie ADHS (AWMF-online) (2017). ADHS im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. AWMF-Reg.-Nr. 028-045
Juul, J. (2018). Grenzen, Nähe, Respekt. Auf dem Weg zur kompetenten Eltern-Kind-Beziehung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Maaz, H.-J. (2012). Die narzisstische Gesellschaft. Ein Psychogramm. München: C.H.Beck.